Aus der EU kommt eine Verschärfung missbräuchlich genutzter Praktika. Um einen Sektor zu regulieren, der oft zu niedrigen Löhnen oder gar keinen Löhnen führt, hat der Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten des Europäischen Parlaments mit 42 Zustimmungen, 9 Gegenstimmen und 6 Enthaltungen den Bericht zum neuen Richtlinienentwurf des Sektors angenommen. Die Berichterstatterin ist die Spanierin Alicia Homs Ginel aus der Fraktion der Sozialdemokraten Europas (S&D), die betont hat, wie wichtig es ist, konkrete Instrumente bereitzustellen, um Jugendliche zu schützen und eine wirklich praxisnahe Ausbildung zu fördern. Nach der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments, die vom 6. bis 9. Oktober 2025 vorgesehen ist, beginnen die Verhandlungen mit dem Rat. Ziel ist es, eine endgültige Einigung zu erzielen, die es ermöglicht, die Regeln in allen Mitgliedstaaten zu vereinheitlichen.
Definition des Praktikums und seiner Dauer
Nach der in der Richtlinie eingeführten Definition handelt es sich beim Praktikum um eine befristete Ausbildungsmaßnahme, die sich an Jugendliche richtet, die die Bildungswelt verlassen haben und noch nicht in den Arbeitsmarkt eingetreten sind. Der Praktikant bzw. die Praktikantin soll Aufgaben auf Einstiegsniveau übernehmen und klare, messbare Lernziele verfolgen, die mit dem Ausbildungsweg im Einklang stehen. Die Richtlinie gilt nicht für verpflichtende Praktika, die in Bildungs- oder Ausbildungsprogrammen vorgesehen sind, und zielt darauf ab, Praktika von anderen Formen abhängiger Beschäftigung zu unterscheiden.
Die Dauer des Praktikums und die Vergütung müssen in einem schriftlichen Vertrag festgelegt werden, in dem auch die Lernziele aufgeführt sind. Es darf höchstens 6 Monate dauern und darf nicht unter anderen Bezeichnungen verlängert werden. Die Kommission bittet, aufmerksam zu sein gegenüber Praktika, bei denen in demselben Unternehmen mehrere Praktika nacheinander durchgeführt werden und es keine Ausschreibung gibt. Praktika, die keinen schriftlichen Vertrag, keine Vergütung und keinen betreuenden Ansprechpartner haben, gelten als missbräuchlich.
Die Rechte der Praktikantinnen und Praktikanten und die Pflichten der Unternehmen
Praktikantinnen und Praktikanten haben Anspruch auf ein Sozialsystem, das Krankenversicherung, Rentenbeiträge und Arbeitslosengeld umfasst. Diese Neuerung schließt eine Gesetzeslücke, die in vielen Mitgliedstaaten Praktikantinnen und Praktikanten schutzlos ließ. Letztere können Missbräuche anonym melden, während Unternehmen auf Antrag der nationalen Behörden verpflichtet sind, detaillierte Informationen über die aktivierten Praktika bereitzustellen, einschließlich Anzahl, Dauer sowie Vergütungs- und Arbeitsbedingungen. Zu den Forderungen der Abgeordneten gehört außerdem die Benennung einer Ansprechperson in den Unternehmen, an die sich Praktikantinnen und Praktikanten für Beratung und Unterstützung wenden können, falls die Vertragsregeln verletzt werden.