VW stoppt E-Auto-Produktion an zwei Standorten – Nachfrage liegt unter den Erwartungen

15. Oktober 2025

| Lukas Steinberger

Volkswagen wird die Produktion von Elektrofahrzeugen in zwei seiner deutschen Werke vorübergehend einstellen. Ab dem 6. Oktober, zeitgleich mit dem Beginn der Herbstferien, werden die Standorte Zwickau und Dresden in Sachsen die Montagelinien für eine Woche stilllegen. Die Entscheidung, die von einem Unternehmenssprecher bestätigt wurde, hängt mit einer geringeren Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zusammen als erwartet.

Die bislang verlorene Wette auf Elektromobilität

„Wir passen unseren Produktionsplan an die Marktsituation an“, erklärte das Unternehmen und hob hervor, dass die Branche sich in einer Phase großer Unsicherheit befinde, verschärft durch den Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten und die interne Debatte über das Auslaufen des Verbrennungsmotors – Faktoren, die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu veranlassen, den Kauf batteriebetriebener Autos aufzuschieben.

Der Standort Zwickau, der seit 2020 vollständig auf Elektromobilität umgerüstet ist, produziert Modelle wie den Audi Q4 e-tron, den VW ID.3 und ID.5. In Dresden, wo der ID.3 montiert wird, ist die endgültige Schließung bereits für Ende 2025 vorgesehen, basierend auf einer Vereinbarung, die den Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen bis 2030 vorsieht (etwa 29% der Belegschaft des Konzerns in Deutschland), jedoch ohne Entlassungen oder die Schließung von Standorten.

Ähnliche Schwierigkeiten zeichnen sich auch an anderen Werken ab: In Emden, Niedersachsen, wo Modelle wie ID.4 und ID.7 gefertigt werden, wurden bereits Arbeitszeiten reduziert und Bloomberg-Berichte deuten darauf hin, dass die Produktion in den kommenden Wochen mehrmals stillstehen könnte. Volkswagen hat diese Informationen jedoch nicht bestätigt.

Von Bosch bis Stellantis: das Risiko einer systemischen Krise

Die Wachstumsabschwächung des Wolfsburger Konzerns fügt sich in ein größeres Krisenbild der europäischen Elektromobilitätsbranche. Am Donnerstag kündigte Bosch den Abbau von 13.000 Arbeitsplätzen in Deutschland an, etwa ein Zehntel der Belegschaft, begründet mit der schwachen Nachfrage. Anfang September hatte Ford angekündigt, bis zu 1.000 Stellen in seinem Werk in Köln abzubauen, das ebenfalls auf Elektrofahrzeuge spezialisiert ist, während Stellantis vorübergehende Werksschließungen in mehreren europäischen Standorten wegen Nachfrageschwäche und Marktunsicherheit ankündigt hat.

Nach Angaben der Europäischen Automobilherstellervereinigung machen Elektroautos lediglich 16% der Neuzulassungen in der Union aus, gegenüber 37% bei Hybridfahrzeugen. Die Beschleunigung des Übergangs wird durch weiterhin hohe Kosten, Zweifel an der Reichweite und vor allem die geringe Verbreitung von Ladeinfrastruktur in großen Teilen des Kontinents gebremst.

Volkswagen, das Zwickau zum Symbol seiner grünen Wende gemacht hatte, muss nun Pläne und Investitionen neu justieren. Diese Abbremsung droht, die Ambitionen der Europäischen Union, die Umstellung auf Elektromobilität im kommenden Jahrzehnt zu beschleunigen, zu bremsen.

Lukas Steinberger

Lukas Steinberger

Ich bin Lukas Steinberger, Redakteur bei AUSTRIA24 TV mit Fokus auf Politik und Gesellschaft. Nach meinem Journalismusstudium in Wien habe ich für verschiedene Medien gearbeitet und mich auf analytische Berichterstattung spezialisiert. Mein Ziel ist es, komplexe Themen verständlich zu machen und die Perspektiven der Menschen sichtbar zu machen.