Abschied von der kurzen deutschen Staatsbürgerschaft: Jetzt gilt eine Wartezeit von fünf Jahren

26. Oktober 2025

| Lukas Steinberger

Wer hoffte, die deutsche Staatsbürgerschaft in lediglich drei Jahren zu erlangen, muss seine Pläne überdenken. Der Bundestag hat gestern die Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes beschlossen, die die sogenannte Turbo-Staatsbürgerschaft abschafft, die in der vergangenen Legislaturperiode von der Koalition „Ampel“ eingeführt wurde, zu der die Parteien SPD, FDP und Grüne gehören.

Das Gesetz hat das Land destabilisiert

Nun wird die Mindestdauer, um Deutsche zu werden, wieder auf fünf Jahre festgelegt. Die Änderung wurde nach einer kurzen Debatte im Parlament mit 450 Ja-Stimmen, 134 Nein-Stimmen – vermutlich von Linken und Grünen – und zwei Enthaltungen beschlossen. „Es bleibt klar, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt nur dann funktioniert, wenn die Staatsbürgerschaft das Endergebnis der Integration ist“, sagte Innenminister Alexander Dobrindt im Bundestag. Die beschleunigte Staatsbürgerschaft sei ein grundsätzlich falscher Ansatz gewesen: Sie habe dieses Land destabilisiert, Polarisierung erzeugt und nicht geholfen, hochqualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen, so seine Worte im Bundestag. Die Abstimmung im Bundestag spiegelt den raschen Wandel der deutschen Politik in Bezug auf Migration wider.

Der übrige Teil des Staatsangehörigkeitsgesetzes, der als eines der bedeutendsten Ergebnisse der vorherigen Regierung unter Olaf Scholz präsentiert wurde, bleibt unverändert: Die Möglichkeiten zur doppelten Staatsbürgerschaft und die Reduzierung der Wartezeit von acht auf fünf Jahre bleiben bestehen. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, müssen Bewerber nachweisen, dass sie über hervorragende Deutschkenntnisse verfügen, ehrenamtlich tätig waren oder bedeutende berufliche oder akademische Leistungen erbracht haben.

Ein Instrument, das von wenigen genutzt wurde

Die SPD, nun Partnerin in der von Friedrich Merz geführten Koalition, hat ihre Unterstützung für die Änderung verteidigt und betont, dass die Bevorzugung selten genutzt wurde und der Kern der Reform unverändert bleibe. Im Jahr 2024 wurden rund 300.000 Einbürgerungen registriert, doch nur wenige Hundert profitierten vom beschleunigten Verfahren. Letzteres war eingeführt worden, um Selbstständige und hochqualifizierte Arbeitskräfte in ein Land zu locken, das mit einem schweren Fachkräftemangel zu kämpfen hat.

Lukas Steinberger

Lukas Steinberger

Ich bin Lukas Steinberger, Redakteur bei AUSTRIA24 TV mit Fokus auf Politik und Gesellschaft. Nach meinem Journalismusstudium in Wien habe ich für verschiedene Medien gearbeitet und mich auf analytische Berichterstattung spezialisiert. Mein Ziel ist es, komplexe Themen verständlich zu machen und die Perspektiven der Menschen sichtbar zu machen.