Der führende europäische Luftfahrtkonzern Lufthansa hat, nach ersten Gerüchten der letzten Tage, einen Personalabbau bestätigt, der den Abbau von 4.000 Arbeitsplätzen bis 2030 vorsieht, vor allem in Deutschland. Es handelt sich um die umfangreichste Restrukturierung seit der Covid-19-Pandemie.
Wen betreffen die Kürzungen und welche Rolle spielt die Digitalisierung
Das Unternehmen erläuterte, dass die Kürzungen überwiegend administrative Positionen betreffen würden, während operative Funktionen geschützt bleiben. Der Prozess, so Lufthansa, werde in Abstimmung mit den Sozialpartnern erfolgen. Gegenwärtig beschäftigt der Konzern weltweit etwa 103.000 Mitarbeitende über die Tochtergesellschaften Lufthansa Airlines, Austrian, Swiss, Eurowings, Brussels Airlines, ITA Airways sowie die Bereiche Fracht und Instandhaltung. Und der Personalabbau scheint auch eine Folge des Aufkommens neuer Technologien zu sein. Das erklärte Ziel ist daher, stärker auf Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen zu setzen, Tätigkeiten, bei denen neue KI-Software eine Rolle spielen könnte.
Nach Angaben der Führungsspitze soll die Restrukturierung jährliche Einsparungen von 300 Millionen Euro ab 2028 ermöglichen, dank Vereinfachung der Prozesse und einer höheren organisatorischen Effizienz. Ziel ist es, zwischen 2028 und 2030 eine bereinigte operative Gewinnmarge (EBIT) von 8% bis 10% zu erreichen, gegenüber 4,4% im Jahr 2024. Es handelt sich um eine wichtige Kennzahl, die die Profitabilität des Unternehmens betrifft und nach diesem Schritt somit steigen sollte.
Die Gewerkschaften auf der Lauer
Trotz der Zusagen reagierten die Gewerkschaften besorgt. Marvin Reschinsky, Vertreter der Gewerkschaft Verdi und Mitglied des Aufsichtsrats von Lufthansa, bezeichnete den Plan als „echten Bodenpersonalabbau“ und kündigte an, dass die Gewerkschaft ihre Rechte in den kommenden Tarifverhandlungen verteidigen wird, die Anfang 2026 stattfinden sollen.
Die Unzufriedenheit der Gewerkschaften fügt sich außerdem in die laufende Befragung der Piloten von Lufthansa und Lufthansa Cargo ein, die über einen möglichen von der Vereinigung Cockpit angedrohten Streik entscheiden sollen. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen die Pensionen, in einem Umfeld, das eine neue Front sozialer Konflikte für den Konzern eröffnen könnte.
Die Ankündigung der Kürzungen erfolgte im Rahmen des Capital Markets Day in Monaco, während Lufthansa auch eine Großinvestition in die Flotte bestätigte: Mehr als 230 neue Flugzeuge bis 2030, davon 100 Langstreckenflugzeuge, was als „größte Flottenmodernisierung in der Geschichte der Fluggesellschaft“ beschrieben wird.